Durchbruch nach Jahren


    Im Fokus der KMU Wirtschaft


    (Bild: zVg) Hans-Ulrich Bigler

    Fast zwanzig Jahre muss man zurückdrehen. Damals, genau im Jahr 2006 hat der Schweizerische Gewerbeverband sgv in einer Volksabstimmung erreicht, dass in der Bundesverfassung die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung verankert wurde. Ein wichtiger Durchbruch und Meilenstein in der Höheren Berufsbildung HBB. Doch das war nur der Anfang für weitergehende Schritte.

    Doch um was geht es? Oberstes Ziel der Berufsbildung ist die Arbeitsmarktfähigkeit. Junge Menschen werden von der Schule über die Berufslehre in den Arbeitsmarkt geführt. Damit erhalten sie eine ganz persönliche Perspektive und ein Fundament für Ihre berufliche Zukunft.

    Als eines der wenigen Länder auf der Welt ermöglicht unser Berufsbildungssystem beste Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten nach der beruflichen Grundbildung mit zahlreichen anerkannten Abschlüssen in der HBB. Das Problem: die wichtigsten Meinungsbeeinflusser der Schüler, nämlich ihre Eltern, wissen kaum darum. Deshalb schicken die Eltern ihre Kinder lieber ins Gymnasium, weil sie meinen, das sei der angeblich bessere Karriereweg als eine Berufslehre.

    Diese Feststellung gilt seit vielen Jahren und sie ist immer noch aktuell. Der sgv hat vor diesem Hintergrund in einem ersten Schritt die finanzielle Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Weiterbildung angestrebt. Viele Jahre war es wie selbstverständlich, dass Arbeitgeber und Studierende die Vorbereitungskurse für die Prüfungen in der HBB selber bezahlen. Endlich ab 2018 leistet der Bund auf Druck des sgv einen öffentlichen Beitrag von knapp einer halben Milliarde Franken. Auch das ein wichtiger Durchbruch und Meilenstein in der Höheren Berufsbildung. Die Gleichwertigkeit ist damit aber nach wie vor nicht hergestellt.

    In einem zweiten Schritt geht es darum, das Image der HBB zu verbessern. Wenn es heute um die Berufswahl ihrer Schützlinge geht, tönt es im Alltag bei den Eltern etwa so: mein Sohn macht das Gymi und dann studiert er an der Uni für einen Bachelor. Demgegenüber gehen sie von der falschen Annahme aus, dass die Ausbildung mit der beruflichen Grundbildung abgeschlossen ist.

    Das ist falsch. Eine Berufslehre ist der Grundstein für einen Karriereweg über die Höhere Berufsbildung bis zum Unternehmertum. Um das Sozialprestige dieses Weges in der Gesellschaft zu verankern, braucht es die Einführung des Professional Bachelor (für die Berufsprüfung) und des Professional Masters (für die Höhere Berufsprüfung). Eltern sollen dereinst einmal sagen können, meine Tochter macht eine Berufslehre und schliesst dann mit einem Professional Bachelor ab.

    Dieser Durchbruch zur Aufwertung der HBB ist zwingend notwendig. Und nun scheint es, dass dieser Durchbruch nach vielen Jahren endlich gelingt. «Nun wird es konkret», verkündet das federführende SBFI auf seiner webpage. Weiter hält es fest. «Es besteht Konsens unter den Akteuren der Berufsbildung, dass vor allem im Ausland die geschützten Titel in den Amtssprachen sowie die heutigen englischen Titelübersetzungen nur schwer verständlich sind.»

    Im Fokus steht deshalb die Prüfung des ergänzenden Titels «Professional Bachelor». Damit würde ein echter Durchbruch in der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Weiterbildung laut Bundesverfassung geschafft. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Hochschullandschaft die Zeichen der Zeit bzw. die Stärke des dualen Berufsbildungssystems inklusive HBB endlich anerkennt und sich nicht länger querstellt.

    Hans-Ulrich Bigler
    Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv

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