Schon kleine Mengen Alkohol können schädlich sein

    Das Blaue Kreuz Schweiz gibt als erste Suchthilfeorganisation sechs neue Empfehlungen zum Alkoholkonsum heraus. Diese enthalten keine Trinkmengen mehr. Die Anpassung der Empfehlungen wurde notwendig, nachdem die WHO erklärt hat, dass kein Alkoholkonsum sicher ist und auch geringe Mengen schädlich sein können.

    (Bild: pixabay) Am besten gar kein Alkohol: Das Blaue Kreuz Schweiz gibt als erste Suchthilfeorganisation sechs neue Empfehlungen zum Alkoholkonsum heraus.

    «Mit den neuen Empfehlungen bricht das Blaue Kreuz das Eis in der Schweiz,» sagt Philipp Hadorn, Alt-Nationalrat und Präsident des Blauen Kreuzes Schweiz, begeistert. «Wir eröffnen damit die Diskussion um den Alkoholkonsum. Und unser Ziel ist es, Schäden zu verhindern.» Die neuen Empfehlungen des Blauen Kreuzes beruhen auf der Position der WHO sowie auf den offiziellen Empfehlungen anderer Länder.

    Neu: Die sechs Empfehlungen
    «Wir geben konkrete Empfehlungen an die Bevölkerung, die leicht anwendbar sind und dem Stand der Wissenschaft entsprechen,» fährt Marc Peterhans, Geschäftsführer des Blauen Kreuzes Schweiz, fort. «Am schlechtesten für den Körper ist das Rauschtrinken, deswegen gibt es Konsumweisen die besser sind. Auch die zeigen wir auf. Es gibt aber Situationen, wie Autofahren, und verschiedene Lebensumstände, wie zum Beispiel Schwangerschaften, in denen gar nicht getrunken werden sollte,» fasst der Geschäftsführer des Blauen Kreuzes Schweiz den Stand des Wissens zusammen.

    1. Das gesündeste Leben ist eines ohne Alkohol.
    2. Weniger Alkohol trinken ist besser.
    3. Es gibt Arten, Alkohol zu trinken, die besser sind als andere (langsam trinken, viel Wasser und andere alkoholfreie Getränke zu sich nehmen, vor und während des Alkoholtrinkens essen, die Trinkmenge kontrollieren, eine tiefere Zielmenge festlegen).
    4. Es gibt Lebensumstände, in denen kein Alkohol getrunken werden sollte (Schwangerschaft, Stillphasen, Adoleszenz), da sich Alkohol negativ auf die Entwicklung des Gehirns auswirken kann.
    5. Es gibt Situationen, in denen kein Alkohol getrunken werden sollte (beim Autofahren, bei schwerer körperlicher Arbeit, beim Sport, bei der Einnahme von Drogen und Medikamenten, bei Hitze, bei wichtigen Entscheidungen, in Situationen, in denen man Verantwortung für andere trägt), da Alkohol eine Dehydrierung verursachen kann.
    6. Erwachsene haben eine Vorbildfunktion und sollten diese wahrnehmen.

    Keine Trinkmengen mehr
    Das Blaue Kreuz Schweiz verzichtet ab jetzt auf Trinkmengen, «weil schon kleine Mengen Alkohol schädlich sein können und keine gesunde Menge Alkohol bekannt ist,» weiss Philipp Hadorn. «Zwar enthält Rotwein Substanzen, wie Resveratrol, die an sich die Blutgefässe, also auch das Herz, schützen. Diese positiven Effekte werden aber von den negativen, vor allem dem Krebsrisiko, aufgewogen. Deshalb gilt: Das gesunde Glas Rotwein gibt es nicht.» hält Marc Peterhans fest.

    Kein normales Konsumgut
    In der Schweiz verursacht Alkohol soziale und medizinische Schäden. 250’000 bis 300’000 Menschen leiden unter einer Alkoholabhängigkeit. Das sind um die 3% der Bevölkerung. 10% der Bevölkerung trinken 50% der Alkoholmenge und haben einen problematischen Konsum. Ca. 100’000 Kinder wachsen in Familien auf, in denen mindestens ein Elternteil alkoholbelastet ist. Schätzungsweise 1’700 Kinder werden mit Schäden durch Alkohol geboren. Jährlich sterben um die 1’600 Menschen an Alkohol. Das drückt sich in einem volkswirtschaftlichen Schaden von 2,8 Milliarden Franken aus.

    Alkohol verursacht Krebs
    Sieben Krebsarten, alle entlang der Verdauung plus Brustkrebs bei Frauen, stehen im Zusammenhang mit Alkohol. Seit 1987 respektive 2012 stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Alkoholabbauprodukte respektive Ethanol in alkoholischen Getränken als karzinogen für den Menschen ein (Gruppe 1), zusammen mit Tabak, Asbest und Gamma-Strahlung. Die WHO geht davon aus, dass die Hälfte der dem Alkohol zurechenbaren Krebsfälle auf leichten oder moderaten Alkoholkonsum zurückzuführen sind.

    pd

    www.blaueskreuz.ch

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